Vielfältige Lebens- und Wohnmodelle

Mehr Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, neue Wohnmodelle

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Die Individualisierung führt zu einer grösseren Vielfalt von Lebensmodellen. Dies eröffnet mehr Gestaltungsmöglichkeiten für Zusammenleben und Arbeit, erhöht aber auch die Komplexität. 

Mit der Auflösung von klassischen Familien- und Rollenmodellen, der Flexibilisierung von Arbeit und der wachsenden Ausrichtung auf individuelle Bedürfnisse wächst auch die Vielfalt der Optionen. Das private und berufliche Leben bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten: Vom Gründen von Start-ups durch junge Menschen oder Pensionierte, flexible Beziehungen oder Patchwork-Familien bis zum Arbeiten als digitale Nomaden. Durch die wachsende Anzahl von Wahlmöglichkeiten und Optionen steigt auch die Komplexität. Es gilt mehr Entscheidungen zu treffen und der Anspruch an die eigene Flexibilität, sich an neue Umstände anzupassen, steigt. 

Als Konsequenz wird es in Zukunft wichtiger, sich auf neue Chancen und veränderte Lebensumstände einstellen zu können. Dies erfordert einerseits geistige Offenheit, aber auch Infrastruktur und Finanzierungsmodelle, die sich den unterschiedlichen und sich wandelnden Anforderungen des Lebens anpassen. Auch die traditionelle Zuordnung von Schulzeit, Arbeitsjahren und Familiengründung gefolgt vom Ruhestand gilt für die Zukunft nicht mehr. 

Mit der Ausrichtung auf die eigenen, spezifischen Bedürfnisse sinkt allerdings die Bereitschaft für Kompromisse und damit das Risiko von Einsamkeit und Entkopplung von Gemeinschaften. Deshalb wird der Kontakt zwischen den Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen und Generationen wichtiger. Zum einen führt der Austausch von Erfahrungen, Wissen und Kompetenzen zu neuen Ideen. Zum andern stärkt der Dialog mit anderen das Vertrauen und die Solidarität. Im Alltag können sich Menschen auch durch informelle Leistungen bei Alltagsarbeiten oder der Betreuung von Kindern und anderer Care-Arbeit unterstützen. Dies kann durch digitale Zeitbanken erfolgen, bei denen Unterstützungsleistungen auf einem Konto verbucht und getauscht werden, aber auch durch traditionelle Konzepte von generationenübergreifenden Siedlungen, Clusterwohnungen und Generationenhäusern. 

Thesen zur Zukunft des Wohnens mit Blick auf vielfältige Lebensmodelle

Mit den unterschiedlichen und sich wandelnden Konstellationen von Lebens-, Familien- und Karrieremodellen wächst die Anforderungen an modulare Wohnformen, die sich den Umständen anpassen.

Mehr Räume für wachsende Familien, trennbare Wohnungen für Menschen, die ihre Beziehung oder Wohngemeinschaft auflösen, rückgabefähige Zimmer, die nach Auszug der Kinder nicht mehr benötigt werden, oder flexibel nutzbare, lokale Büroräume für Homeoffice. Der Bedarf an flexiblen oder modularen Wohnkonzepten dürfte in den nächsten Jahren zunehmen. So naheliegend dieser Wunsch ist, so anspruchsvoll ist er in der baulichen Umsetzung, da sich fixe Infrastruktur wie Wände nicht so einfach ein- oder ausbauen lassen. Das flexible Hinzu- oder Entmieten von Zimmern oder Räumen ist dennoch eine naheliegende Option der Zukunft. Hier eröffnen sich Chancen für innovative Lösungsanbieter. 

Um informelle Leistungen einfacher in den Alltag zu bringen, wächst die Bedeutung von generationenübergreifenden Wohnungen oder Siedlungen.

Entsprechende Pilotprojekte bestehen bereits seit mehreren Jahren. Dennoch wird das Potenzial, sich gegenseitig zu unterstützen und dabei nicht nur die Lebensqualität der einzelnen Menschen, sondern auch den Zusammenhalt in der ganzen Bevölkerung zu stärken, noch selten umgesetzt. Immobilien können in Zukunft zu einem zentralen Bestandteil einer solidarischen Bevölkerung werden, die mit Blick auf unterschiedliche Wertvorstellungen, Lebens- und Karrieremodelle zur Stärkung von Vertrauen und Zusammenhalt darauf angewiesen ist, direkte Begegnungsorte zu schaffen. 

Um Wohnraum auf individuelle Bedürfnisse auszurichten, zeichnet sich ein wachsendes Marktsegment zur Personalisierung und flexiblen Gestaltung von Innen- und Aussenräumen ab.

Zum Beispiel durch hochklappbare Betten oder Küchen, die sich in Sofazonen verwandeln können. Neben vorgestalteten, anpassbaren Möbeln oder Raumtrennern wächst vor allem die Bedeutung von «hackable rooms» , bei denen Bewohnerinnen und Bewohner Möbel, Inneneinrichtung oder Aussenflächen einfach selbst umgestalten und auf ihre aktuellen Bedürfnisse anpassen können. Durch diesen «Do it yourself»-Ansatz werden einerseits handwerkliche Kompetenzen aufgebaut, andererseits wird durch die eigene Arbeitsleistung ein persönlicher Bezug zu Wohn- und Lebensräumen geschaffen, der Selbstwirksamkeit und Nachhaltigkeit fördert. 

Gemeinsam mit dem Think Tank W.I.R.E. wagt Livit zum 60 Jahre Jubiläum einen Ausblick auf die Welt von morgen. Dabei werden sechs langfristige Entwicklungen in Bezug auf die Folgen für unseren Alltag und unsere Wohn- und Arbeitsräume beleuchtet. Folgen Sie uns auf LinkedIn, um keinen Beitrag zu verpassen.