«Beim Dozieren bin ich in meinem Element.»

 © Livit AG

Dozent, Führungskraft, Geniesser: Martin Rauber im Interview

Unser Leiter Immobilienbuchhaltung ist nicht nur mit Herzblut Führungskraft, sondern auch begeisterter Dozent im neuen CAS-Lehrgang Immobilienbuchhaltung an der HWZ. Wir haben nachgefragt, wie er zu seiner Dozententätigkeit gekommen ist und was ihm am meisten Spass macht.

Lieber Martin: Erzähl uns erst einmal etwas über dich. Was macht dich als Mensch aus? 

Ich bin ein Familienmensch und sehr kontaktfreudig. Ich liebe es, draussen zu sein und die schönen Momente des Lebens zu geniessen. Das kann bei einem feinen Essen, abends an einem gemütlichen Feuer oder in einem guten Gespräch sein.

Wie bist du zu deiner beruflichen Passion und zu Livit gekommen? 

Passend zu meinem Zahlenflair habe ich die Lehre in einer Bank gemacht. Mit Immobilien kam ich durch meinen Vater in Kontakt. Er war Heizungs- und Sanitärinstallateur. Als Bub durfte ich immer mal wieder mitgehen, etwa wenn er eine grosse Heizungsanlage eingebaut hat. Zahlen und Immobilien haben mich also schon früh begleitet. In die Immobilienbranche bin ich zufällig reingerutscht und merkte sehr schnell: Das passt! 

Als ich vor knapp 18 Jahren zur Livit kam, wusste ich sofort: hier will ich arbeiten. 

Was genau ist deine Aufgabe als Leiter der Immobilienbuchhaltung bei Livit?

In erster Linie die Leitung der Abteilung, was auch meine Passion ist. Ich sorge dafür, dass meine Mitarbeitenden ihren Job so gut wie möglich machen können. 

Mein Team ist dafür zuständig, dass die Zahlen in der Immobilienbuchhaltung stimmen. Dazu gehören insbesondere Nebenkosten- und Liegenschaftsabrechnungen. Es bestehen viele Schnittstellen, einerseits zwischen den Eigentümern und deren Buchhaltung und andererseits zwischen internen Fachabteilungen wie der Bewirtschaftung, dem Key Account Management und der IT. 

In den letzten Jahren hat sich viel entwickelt, wie die komplett digitale Rechnungsverarbeitung oder die Integration der Photovoltaik ZEV-Abrechnungen. Als ich anfing, waren acht Mitarbeitende in meinem Team, mittlerweile sind wir 50.

Führung bedeutet für mich Teamwork. Mir ist es wichtig, dass ich nicht alles allein entscheide und Führung delegiere. Meine guten und langjährigen Teamleiter/-innen kennen etliche Themen besser als ich und unterstützen mich in dieser wichtigen Aufgabe. Wir funktionieren als Team sehr gut und können uns aufeinander verlassen.

Seit ungefähr einem Jahr dozierst du nebenbei an der HWZ. Wie kam es dazu?

Der neue CAS Immobilienbuchhaltung an der HWZ habe ich ursprünglich mit unserer Livit Akademie initiiert. Dass ich gerne dozieren würde, wusste ich schon immer und überlegte bei meiner Berufswahl sogar, Lehrer zu werden. Ich liebe es, vor Leuten zu stehen, ganz egal, ob es fünf oder 500 sind – das wurde mir in die Wiege gelegt. Bei neuen Klassen ist auch bei mir kurz eine Nervosität da, die aber schnell verfliegt. Beim Dozieren bin ich in meinem Element.

© Livit AG

Du hast es bereits erwähnt: Livit hat diesen Studiengang mitentwickelt. Was war der Antrieb dahinter?

Es gab gute Ausbildungsangebote für die Bewirtschaftung sowie für die Finanzbuchhaltung, jedoch keine spezifische Weiterbildung für die Immobilienbuchhaltung. Die Fachausweise Buchhaltung und Bewirtschaftung gehen in andere Richtungen und handeln die Spezialgebiete der Immobilienbuchhaltung nicht ab. Bei uns geht es nicht nur um Zahlen, sondern auch um technisches Verständnis. Wir müssen nicht Heizungstechniker/-innen sein, aber die Zusammenhänge verstehen und eine Vorstellung davon haben, wie ein Haus in sich funktioniert und was alles dazugehört.

Ich ging also mit meiner Idee, eine auf unser Anforderungsprofil zugeschnittene Weiterbildung zu gestalten, auf die Livit Akademie und meinen damaligen Vorgesetzten zu. Wichtig war, dass sie aus der Praxis für die Praxis ist und die Entwicklung des Berufsbildes aufnimmt, wie aktuell durch die Digitalisierung, Nachhaltigkeitsanforderungen und IoT. 

Der Lehrgang wurde schliesslich im Zusammenschluss mit der HWZ, Wincasa und dem SVIT entwickelt und realisiert. 

Was macht dir Spass am Dozieren?

Ich finde es bereichernd, mit meinen Studenten zu diskutieren und bin jemand, der viele Fragen in die Runde stellt. Mir ist es wichtig, den Unterricht auf Augenhöhe zu gestalten. Was ich den Teilnehmenden bei Ausbildungsbeginn sage: Alle haben wertvolle Inputs. Bringe dich ein und stelle unbefangen Fragen. Trage selbst die Verantwortung dafür, dass du etwas lernst. 

Auch ich als Dozent lerne selbst sehr viel von den Inputs und Fragen meiner Student/-innen. Kommunikation und Interaktion machen mir wirklich Spass. Mir gefällt auch, dass mein Unterrichtsinhalt lebt und immer etwas Neues hinzukommt. 

Nach einem Tag Dozieren bin ich jeweils ziemlich geschafft, aber vollkommen zufrieden. 

Wie hältst du Studierende während eines langen Theorietages bei Laune? 

Ich gestalte den Unterricht abwechslungsreich und interaktiv. Wir versammeln uns zum Beispiel vor der Pinnwand und diskutieren gemeinsam. So können wir alle von der grossen Bandbreite an Wissen und Erfahrungen profitieren, die eine Klasse aus verschiedenen Verwaltungen mitbringt.

Ich arbeite auch gerne mit Mentimeter oder Kahoot und steige immer mit einem Quiz ein. Scherzfragen gehören selbstverständlich auch dazu. Das macht Spass und regt zu spannenden Gesprächen und Diskussionen an. Allgemein wichtig: viel Lachen!

Du bist Führungskraft, Dozent und Familienvater. Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Als ich als Dozent angefangen habe, waren meine drei Töchter schon volljährig. Führungskraft und Familienvater zu sein, hat mich generell gelehrt, Grenzen zu setzen und nicht am Wochenende und abends noch arbeiten zu wollen. Klar kann es die Notwendigkeit zwischendurch geben. Aber ich will nicht irgendwann zurückschauen und denken: Hätte ich doch mehr Zeit mit meiner Familie verbracht. 

Es gab einmal eine Phase in meinem Leben, als ich an meine Grenzen stiess. Das habe ich zuerst selbst nicht realisiert. Meine Frau hat mir damals, besorgt um meine Gesundheit, die Augen geöffnet und mich ermutigt, kürzerzutreten. Diese Erfahrung hat mir im Nachhinein geholfen, zu reflektieren und meine Work-Life-Balance besser einzuschätzen.

Man muss diszipliniert sein und sich Inseln im Alltag schaffen. Bei mir ist das beispielsweise ein Morgenspaziergang vor der Arbeit oder ungestört einen Kaffee zu trinken und die Seele baumeln lassen. 

Welche Vorteile bringt deine Doppelrolle als Leiter der Immobilienbuchhaltung in der Praxis und als Dozent an einer Fachhochschule, in der eher die Theorie Vorrang hat, mit sich?

Nicht nur ich als Dozent, sondern alle CAS-Teilnehmenden, kennen die Herausforderungen aus der Praxis. Der Arbeitsalltag steckt voller Überraschungen und neuen Anforderungen, die wir analysieren und einordnen müssen. Das bildet die Grundlage für den Unterricht. Unsere Position zwischen Eigentümern, Mieter/-innen, Verbänden ist nicht immer ganz einfach. Was dürfen wir, was nicht? Das Mietrecht regelt nicht jedes Detail und ist den verschiedenen Empfehlungen und Erwartungen gegenüberzustellen. 

Ich bin bereits 30 Jahre in der Immobilienbranche tätig. Vieles gebe ich den Student/-innen aus meiner Berufserfahrung mit, das über das theoretische Lernen hinausgeht. Darin sehe ich den grössten Vorteil und Nutzen.

Mein Credo ist, dass wir als Branche fair und verständlich sind; dass Qualität das ist, was uns antreibt und wir hinter unseren Abrechnungen stehen können.

Wie viel Livit Know-how fliesst in den Unterrichtsstoff ein?

Es fliessen viele Praxisbeispiele ein, auch zu aktuellen Themen, mit denen viele Teilnehmende noch keinen oder wenig Kontakt hatten und daher besonders wertvoll sind. Das sind etwa das Contracting bei Fernwärme, Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV) bei Photovoltaikanlagen oder E-Mobility-Abrechnungen. Und natürlich auch Learnings aus unserer Arbeit.

Inwiefern unterstützt dich Livit bei deiner nebenberuflichen Tätigkeit als Dozent? 

Generell unterstützte mich Livit in der Realisierung und gemeinsamen Entwicklung der Idee. Die Livit Akademie übernahm die vertraglichen Grundlagen für die Zusammenarbeit mit der HWZ und Wincasa und unser Marketing hat sich zusammen mit unseren Partnern für die Bekanntmachung des CAS stark gemacht. 

Für den Aufbau des Skripts stellte mir die Livit einen Teil der Zeit zur Verfügung. Jetzt, wo die Ausbildung läuft, werde ich weiter in der Tätigkeit als Dozent unterstützt und kann die regelmässige Ausschusstermine während der Arbeitszeit wahrnehmen. 

Hat deine Tätigkeit als Dozent dich als Führungskraft verändert?

Ich glaube nicht, nein. Sie bereichert mich aber und erweitert meinen Horizont. Ein schöner Nebeneffekt ist zudem, dass ich die Mitarbeitenden der Livit, die den CAS absolvieren, noch näher kennenlernen darf. Denn obwohl mir der Kontakt zu meinen Mitarbeitenden sehr wichtig ist und ich ihn fördere, haben wir im Arbeitsalltag nicht immer Zeit für einen persönlichen Austausch. Dass wir diese im Rahmen der Weiterbildung miteinander haben, schätze ich sehr. 

Zahlen, Buchungskonten, Aktive und Passive… da raucht einem Laien schnell der Kopf. Was ist die magische Formel, um die Immobilienbuchhaltung ein für alle Mal zu verstehen?

Zahlen sind unsere Sprache, die das Innenleben einer Liegenschaft und deren Auswirkungen auf Eigentümer und Mieter/-innen ausdrücken. Im Kern geht es aber um das Verständnis der Liegenschaft, das es für die Erstellung korrekter und verständlicher Abrechnungen braucht, und schlussendlich um zufriedene Kunden auf Eigentümer- und Mieterseite. Das ist das Ziel und dafür muss ich verstehen, wie ich was abrechne. 

Die magische Formel ist, sich mit Begeisterung, Intelligenz, Einfühlungsvermögen und allen zur Verfügung stehenden Ressourcen und Hilfsmitteln für die Kund/-innen einzubringen.