Virtuelle Parallelwelten

Erweitere Realitäten für Wohnräume, aber auch Sehnsucht nach echtem Austausch

Mehr Austausch in der virtuellen Welt – mehr Zeit zuhause, aber auch mehr Einsamkeit

Seit der Corona-Pandemie sind Videokonferenzen und das Arbeiten von zuhause aus zur neuen Normalität geworden. Je nach Branche und Job-Profil wird in Zukunft ein wesentlicher Teil von Besprechungen und sozialen Interaktionen über digitale Schnittstellen stattfinden. Mit der Ankündigung des Metaversums wurde prophezeit, dass wir künftig noch mehr Zeit in komplett virtuellen Räumen verbringen werden – für die Gestaltung unserer Freizeit und die Arbeit. Bei eSports-Veranstaltungen treffen sich schon heute Gamerinnen und Gamer, um sich in immersiven Wettkämpfen zu messen. Dieser Milliardenmarkt zeigt, wie alternative Modelle für Zusammenarbeit oder Unterhaltung aussehen könnten. 

In der Realität befinden sich Menschen allerdings noch immer an physischen Orten – oftmals in ihren Wohnräumen –, die als Tor zur virtuellen Welt eine neue Funktion erhalten und dafür neu gestaltet werden müssen. Noch fehlen etablierte Erfahrungswerte, wie sich der Übergang in eine virtuelle Gesellschaft auf Immobilien und das Nutzen von Wohnraum auswirken. Umso wichtiger werden eine vorausschauende Planung und Gestaltung von Immobilien, die diesen Bedürfnissen Rechnung tragen. 

Thesen zur Zukunft des Wohnens im Kontext der Virtualisierung

Wir werden mehr Zeit zuhause verbringen – für Arbeit, für Weiterbildung, für Freizeit.

Bestehende Räume und Wohnflächen werden knapp. Einerseits erfordert dies spezifische (kleine) Zimmer, die auf virtuelle Interaktionen ausgerichtet sind, andererseits braucht es Zugang zu alternativen Räumen innerhalb von Gebäuden oder Siedlungen, die als Ausweichräume dienen. 

Durch die zunehmende Zeit, die wir in virtuellen Konferenzen verbringen, verringert sich der echte, physische Austausch zwischen Menschen.

Wir sind trotz digitaler Kommunikation zunehmend allein – mit dem Risiko von Isolation und Einsamkeit. Dem Wohnen kommt künftig darum die wichtige Rolle zu, Menschen zusammenzubringen und den sozialen Austausch zu fördern. Dies kann durch geteilte Nutzungsflächen geschehen oder durch eine aktive Förderung des Gemeinschaftsgefühls, z.B. durch das Zusammenbringen verschiedener Generationen oder freien Flächen für die gemeinsame Freizeitgestaltung.

Als Gegentrend zu künstlichen Realitäten wird die Wertschätzung von Natur und authentischen Erlebnissen zunehmen.

Die Bedeutung von Wohnungen und deren Umgebung für «digitales Detox» und Entschleunigung wird immer wichtiger. Dies umfasst die Gestaltung von ruhigen Räumen genauso wie das Verwenden von natürlichen Materialien oder etwa Urban Gardening, um uns buchstäblich zu «erden».

Aller Ankündigungen zum Trotz gilt es aber vor allem eine realistische Einschätzung in Bezug auf virtuelle Realitäten einzunehmen. So hat sich die Idee eines umfassenden «Metaversums», das die echte Welt ersetzt, in dem Menschen einkaufen, arbeiten und ihr soziales Leben führen, bisher nicht durchgesetzt: Es fehlen nachhaltige Geschäftsmodelle und die Vision des Metaversums findet bei der breiten Bevölkerung noch keinen Anklang.

Gemeinsam mit dem Think Tank W.I.R.E. wagt Livit zum 60 Jahre Jubiläum einen Ausblick auf die Welt von morgen. Dabei werden sechs langfristige Entwicklungen in Bezug auf die Folgen für unseren Alltag und unsere Wohn- und Arbeitsräume beleuchtet. Folgen Sie uns auf LinkedIn, um keinen Beitrag zu verpassen.